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Verein für Heimatpflege e.V. Viersen

Gegr. 1956

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Publikationen - Stadtgeschichtlich


Boisheimer Zehntbücher

Die Zehntbücher sind aufgelegt worden, um diese Quellen den anderen Archiven der Region zugänglich zu machen.
Die Zehntbücher sind nicht verkäuflich.

Vorwort
Das Viersener Stadtarchiv und der Verein für Heimatpflege e.V. Viersen sehen es als ihre Aufgabe an, alte historische Schriften interessierten Lesern und Familienforschern zugänglich zu machen. Dieses Bemühen dient dem Ziel, die Vergangenheit Stück für Stück zu erschließen und zu verstehen.
Mit dem Boisheimer Zehntbuch, wird nun eine weitere alte Schrift veröffentlicht, welche die Zehntabgaben in der Gemeinde Boisheim zum Thema hat. Der sogenannte Zehnte ist von allen Abgaben, welche die Landbevölkerung im Zeitalter des Feudalismus zu entrichten hatte, am nachhaltigsten im öffentlichen Gedächtnis geblieben. Diese Abgabe - hergeleitet aus einer Bibelstelle - hielt die Menschen dazu an, den Zehnten Teil ihres Einkommens zum Unterhalt der Kirchen herzugeben. Die vereinnahmten Gelder dienten sowohl der Unterhaltung des Kirchengebäudes als auch zur Bezahlung des Geistlichen. Im Gegensatz zu den meisten übrigen Abgaben, die sich an die Grundherrschaft knüpften und eine Art von Pacht darstellten, erstreckte sich die Pflicht zur Entrichtung des Zehnten auch auf die freien Bauern, also jenen Teil der Landbevölkerung, der seinen eigenen Grund und Boden bewirtschafteten und nicht in Abhängigkeit von einem Landeigentümer stand. Das macht die Aufzeichnungen über den Boisheimer Zehnt umso wertvoller - erhalten wir hier doch ein Bild von der gesamten Einwohnerschaft und nicht nur über die Gruppe der Lehnsabhängigen, für die naturgemäß eine umfangreichere Überlieferung existiert. Schließlich mussten die Grundherren nachhalten ob die Abgaben und Pachten auch pünktlich entrichtet wurden, was seinen Niederschlag in Kurmutsregistern und Abgabeverzeichnissen fand.
Es entfaltet sich also vor unseren Augen ein recht vollständiges Bild über die wirtschaftlichen Verhältnisse einer kleinen Landgemeinde, das vom Spätmittelalter bis in die frühe Neuzeit reicht und somit auch Rückschlüsse auch die ökonomische Entwicklung des kleinen Ortes erlaubt.
Die vorliegende Quellenedition ist daher nicht nur für den interessierten Familienforscher von Wert, der anhand der Namensverzeichnisse bequem den Spuren der eigenen Familien nachgehen kann, sondern auch für den Soziologen.

Viersen, im Januar 2012
Marcus Ewers (Stadtarchivar)

Einleitung
Das zweite Zehntbuch der Pfarre St. Peter Boisheim beginnt mit dem Text: "Buch der Einkünfte [der] Pfarrei Boisheim ab dem Jahr 1644, bis einschließlich 21. Tag September".
Kundt und zuwissen seie jedermenniglich, dennen gegenwertiger pachtbrieff zu lesen, oder hören lesen vortragt wird, dass heut dato, ich Endbenenter F. Mauricius Monheim, zeitiger Pastor zu Boissheim, zustendige veltzehnden, in Hellinghausen, Lindt, und auff der Netten, den Zehentgelderen wie sie in diesen zehent Register, jeder mit seinem anschlag verzeichnet, erfindtlich; auff sieben Jahr, darab der erste Zehend, in künfftigen aller Heiligen Monat, Lauffenden 1651 jahrs verfallen sein solle, auff folgende Conditiones aussverpachtet hat.

Bei den folgenden Regesten sind die Seitenumbrüche des Originalbuches in Fettschrift und durch einen Strich gekennzeichnet angegeben. Zusätzlich wird angegeben, ob es sich um die Vorder- oder Rückseite handelt.
Beispiel: 2V = Seite 2, Vorderseite      2R = Seite 2, Rückseite.

Um die vorliegende Quelle allen Interessenten zugänglich zu machen, wurde das Zehntbuch digitalisiert und im Anhang veröffentlicht. Das Original befindet sich in einem schlechten Zustand. Einige Seiten sind sehr verblasst und kaum noch lesbar. Die Eintragungen sind von F. Mauricius Monheim gewissenhaft geführt, aber durch Streichungen bei der Erfüllung der Obligationen wieder ins Gegenteil verdreht. Für die Groß- und Kleinschreibung ist keine erkennbare Regelung erkennbar. Ebenso sind Groß- und Kleinbuchstaben häufig nicht eindeutig zu unterscheiden. Die Schreibweise wird dem Original entsprechend beibehalten. Namen werden großgeschrieben.
v Der in diesem Buch wiederholt vorkommende Begriff "Halfmann" leitet sich von "Halfen, Halfmann" ab und bedeutet ndd. "Halfer" = "Pächter einer Halbe". Im MA war "Halbe" ein Grundstück, dessen Ertrag zur Hälfte als Pachtzins zu entrichten war.*1
Der Zehnte
Der Zehnte diente ursprünglich dem Unterhalt der Geistlichkeit und zur Instandhaltung der Pfarrkirche. Deshalb hatte zunächst nur die Kirche das Zehntrecht. Doch schon bald gelang dieses Recht in die Hände von Laien, die dafür eine bestimmte Geldsumme zahlten.
Der "große Zehnte" en der "kleine oder schmale Zehnte" in Viersen.
Unter den großen Zehnten werden in der Fronhofpachturkunde von 1402 genannt die Garbenzehnten vom Getreide en vom Flachs, der kleine oder schmale Zehnte von den Lämmern, Ferkelchen oder Gänsen.*2

Viersen im Januar 2012
Hans Maaßen

*1 H. Balaow: Deutsches Namenlexikon, 1967, S. 201
*2 Lohmann: Geschichte der Stadt Viersen, 1913, S.195

Geburtstags-Spenden etc. zu Gunsten des Verein für Heimatpflege Viersen bzw. der "Skulpturensammlung Viersen"  -   Rheinische Post v. 09.06.2016
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